In den letzten Jahren ihres Lebens war Hildegard Rösler, Ehrenmitglied der ESV-Schwimmabteilung, nicht mehr gut zu Fuß, aber noch eitel. Mit Gehstützen wollte sie nicht unterwegs sein, lieber griff die Hochbetagte, die im Februar im Alter von 95 Jahren verstarb, zu Nordic-Walking-Stöcken. Das passte auch besser zu ihrer Wanderleidenschaft, der sie bis ins hohe Alter als Mitglied der ESV-Wandergruppe frönte. Und auch im Schwimmbecken und unter den Mastersportlern fühlte sich Hildegard Rösler wohl, obwohl sie, wie sie selbst einmal sagte, keine Schnell- sondern eine Schönschwimmerin war. Das hielt die ehemalige Lehrerin jedoch nicht davon ab, als 80-Jährige ihren ersten großen Schwimmwettkampf zu bestreiten, und dazu noch eine Weltmeisterschaft. Wie sie immer wieder betonte, war das Event in München im Jahr 2000 ein riesiges Erlebnis für sie. Und Hildegard entwickelte im Schwimmbecken plötzlich sogar Ehrgeiz: Als sie über 100m Brust von einer Konkurrentin knapp geschlagen wurde, weil sie eben schön anstatt schnell schwamm, drehte sie über 50 m den Spieß um und schlug zu ihrer großen Freude vor ihrer Gegnerin an. Gern wäre sie noch einmal bei einer internationalen Meisterschaft gestartet, aber die Gesundheit ließ das später nicht mehr zu. Einige Jahre konnte sie noch an der wöchentlichen Wassergymnastik teilnehmen, dann war auch das nicht mehr möglich. Geistig fit blieb sie bis zum Schluss und freute sich über Besuche und Anrufe. Mehrmals spendete sie anlässlich ihres Geburtstages auch für die Ausbildung des Schwimmernachwuchses, weil ihr dies sehr am Herzen lag. Die ESV-Schwimmabteilung trauert um ihr ältestes Mitglied und wird ihrer in Ehren gedenken.
Quelle & Autor: Kerstin Macht, 2015-03-25 00:00:00