Es war eine ungewöhnliche Europameisterschaft für Master-Schwimmer: riesige Starterfelder, bis zu 16-stündige Wettkampftage, Staffelstarts sogar noch um Mitternacht. In London dabei waren auch sechs Schwimmer vom ESV Frankfurt.
Die Oderstädter nahmen die organisatorischen Probleme relativ gelassen, zumindest die Älteren. Iris Schulz (AK 55), Kerstin Macht (AK 50) und Annette Stein (AK 40) hatten Ähnliches in der Vergangenheit schon bei Weltmeisterschaffen erlebt. „Stundenlanges Anstehen, um überhaupt zum Einschwimmen in die Halle zu kommen, kannte ich allerdings auch noch nicht. Meinen ersten Start über 50 m Brust hätte ich dadurch fast verpasst“, schüttelte Iris Schulz, mit 16 internationalen Events die Erfahrenste im Team, noch im Nachhinein verwundert den Kopf.
In den ersten Tagen waren die Organisatoren sichtlich überfordert. Dann hatte man sich auf den Ansturm eingestellt, sortierte schon vor der Halle die Läufe vor, ließ nur eine gewisse Anzahl Wettkämpfer zum Einschwimmen und wenn man zum Vorstart kam, ging alles sehr schnell. „Es war kaum Zeit, sich auf seinen Start zu fokussieren. Die enormen Starterfelder ließen das einfach nicht zu. Allein bei 100 m Freistil der Männer gab es fast 200 Läufe. Das dauerte mehrere Stunden. Mit der Zeit stellten sich alle Sportler darauf ein und die Atmosphäre entspannte sich bei allen“, erklärte ESV-Masterverantwortlicher Nico Bellin (AK 25). Er erlebte sogar einen besonderen Höhepunkt. Weil ein Monitor im Vorraum des Komplexes die Läufe nicht korrekt anzeigte, kam er über 50 m Schmetterling zu spät zum Vorstart und verpasste seinen Lauf. Der 26-Jährige wies das Kampfgericht auf das Versagen der Technik hin und erhielt die Möglichkeit, sein Rennen nach dem nächsten Einschwimmen nachzuholen. „Ich dachte, dass noch mehr Sportler Einspruch gegen das Versagen der Technik eingelegt hätten, doch plötzlich stand ich da ganz allein am Start in der Olympiahalle von 2012 und schwamm vor all den Zuschauern auf der Tribüne. Das war schon ein komisches Gefühl, aber mit der Zeit von 28,50 Sekunden war ich unter den Umständen ganz zufrieden.“
Zufrieden konnten auch die vier Staffelstarter über 4×50-m-Freistil (Platz 30) und 4×50-m-Lagen (Platz 48) sein. Annette Stein, Nico Bellin, Maren Seeliger und Marco Klame (beide AK 25) unterboten beide Male ihre Meldezeit und platzierten sich damit im ersten Drittel von fast 100 Staffelteams ihrer Altersklasse. Die Starts gingen dabei bis in die Nacht hinein. So startete die Lagenstaffel gegen 21:30 Uhr und die Freistilstaffel sogar erst kurz nach Mitternacht.
Für Iris Schulz ging die EM versöhnlich zu Ende. Nachdem es über 50 (Platz 27) und 100 m
Brust (Platz 23) nicht so lief, konnte sie auf ihrer Parade-
strecke, den 200 m Brust, mit Platz 15 und einer Zeit von 3:36,61 min überzeugen. Kerstin Macht erreichte ihre beste Platzierung mit Platz 25 über 100 m
Schmetterling. Sie schwamm eine Sekunde schneller als vier Wochen zuvor bei der Deutschen Meisterschaft in Gera. Annette Stein freute sich besonders über ihre 37,01 Sekunden über 50 m Rücken, die Bestzeit auf der langen Bahn bedeuten, und Maren Seeliger blieb wie in Gera über 50 m Schmetterling mit 31,73 sec. unter der 32-Sekunden-Marke. Mit ihrer Zeit über die 50 m Kraul (29,40 sec.) konnte sie sogar eine Platzierung im ersten Viertel erzielen. Abschließend hing sie eine Platzierung im ersten Drittel über die doppelte Distanz an.
„Unsere Schwimmer platzierten sich in 14 von 19 Starts bei der EM in der ersten Hälfte oder besser. Ich finde, eine sehr gute Leistung, zumal wir die 50-m-Bahn als Herausforderung ansehen. Jedoch werden sich die Verantwortlichen der internationalen Verbände etwas einfallen lassen müssen, um zukünftig eine sportliche Atmosphäre mit Anfeuerungsrufen für die anderen Sportler zu gewährleisten. Das macht ein solches Event schließlich auch aus.“, lautete Nico Bellins Fazit nach dem Ende der Wettkämpfe.